Dressurlexikon der klassischen Dressur

Dressurlexikon der klassischen Dressur

ein Bild

A

Abkauen:
Sauber gerittene Pferde beginnen nach einer Weile zu schäumen: In ihren Maulwinkeln bildet sich Schaum und tropft herunter. Dies ist ein gutes Zeichen! Das Pferd geht erkennbar in feiner Anlehnung. Durch den leichten Druck auf die Laden werden die Ohrspeicheldrüsen wie beim Fressen zur Tätigkeit angeregt. Bei harter Zügelführung werden die Ganaschen nicht frei, die Drüsen verweigern die Arbeit, und das Pferd bleibt im Maul trocken. Junge Pferde können noch nicht abkauen, sie sind noch zu sehr mit der Suche nach Anlehnung beschäftigt.

Abreiten:
Abreiten soll Verspannungen beim Pferd lösen und es zur Arbeit aufmuntern. Das ist zu Beginn einer Reitstunde ebenso notwendig wie vor einer Prüfung. Wie lange ein Pferd abgeritten bzw. ablongiert werden muss, hängt vom Grad der Verspannung und von der Gesamtverfassung des Pferdes ab, im Allgemeinen dauert es fünf bis fünfzehn Minuten. Das Signal dafür gibt das Pferd selbst: Es geht gleichmäßiger und schwingt im Rücken.

Annehmen:
Annehmen der Zügel zu einer Parade durch Einwärtsdrehen der Handgelenke. Dadurch verstärkt sich der Druck auf die Laden oder auf den Nasenrücken des Pferdes. Falsch ist es, die Zügel dazu ruckartig nach hinten zu reißen! Das Annehmen wechselt mit dem Nachgeben, damit das Pferd in weicher Anlehnung gehen kann. Ein Pferd nimmt die Hilfen an, wenn es richtig auf sie reagiert.

Aufrichtung:
Die Aufrichtung entsteht bei der Versammlung des Pferdes von selbst. Das Pferd scheint vorne höher zu werden, obwohl Kopf und Hals sich keineswegs nach oben strecken. Der Eindruck entsteht, weil die Hinterhand stärker untersetzt. Das Pferd wird in Wirklichkeit also hinten tiefer.

Auseinanderfallen:
Wenn ein Reiter sein Pferd nicht zusammenhält, fällt es unweigerlich auseinander! Genauer: Der Reiter setzt keine oder nur spärlich treibende Hilfen ein und lässt die Zügel „herunterschlackern“. Das Pferd hat dadurch keine Anlehnung (auch wenn es verzweifelt danach sucht), es drückt den Rücken weg und tritt mit den Hinterbeinen nicht unter, sondern schleppt sie gewissermaßen hinter sich her. Die Vorderhand wird dabei übermäßig belastet, bei häufigem Auseinanderfallen auch ao stark abgenutzt, dass das Pferd unbrauchbar werden kann. Auch mangelhaft ausgebildete und erschöpfte Pferde neigen zum Auseinanderfallen. Nachlässig zu reiten ist weder sanft noch pferdeschonend! Den Verzicht auf jegliche Dressur bezahlt das Pferd.

Außengalopp:
Dabei geht das Pferd in der Reitbahn auf der linken Hand im Rechtsgalopp und umgekehrt. Dies kann ein Versehen oder Absicht des Reiters sein! Wenn das Pferd ungewollt mit dem falschen Fuß – also mit dem inneren Hinterbein statt mit dem äußeren – anspringt oder vom richtigen, dem Handgalopp, zum Außengalopp umspringt, hat der Reiter falschen Hilfen gegeben. Bei der Ausbildung des Pferdes wird der Kontergalopp oft gewollt angewendet, um das Pferd besser an die Hilfen zu bekommen und um es gerade zu richten. Dabei ist es aber nur leicht nach außen gestellt, nicht gebogen. In den höheren Dressurprüfungen gehört der Außengalopp zu den verlangten Aufgaben.

Aussitzen:
Das Gegenteil von Leichttraben. Der Reiter bleibt dabei im Trab ständig mit dem Gesäß im tiefsten Punkt des Sattels. Er fängt die Bewegung des Pferdes mit Knöchel, Knie und Hüfte ab und schwingt im Zweitakt mit. Zumindest sollte er das. Pferde, die verspannt gehen und ihren Rücken nicht hergeben, lassen sich jedoch schwer aussitzen. Reitanfänger werden allerdings auch auf gelösten Pferden oft arg „geworfen“. Das Problem entsteht durch einen Mangel an Balance. In Dressurprüfungen wird grundsätzlich ausgesessen, sofern Leichttraben nicht eigens gefordert ist.


B

Biegung:
Auf allen gebogenen Linien (Hufschlagfiguren) in der Reitbahn soll das Pferd mit Vorder- und Hinterbeinen auf dem gleichen Hufschlag bleiben. Dazu muss es in seiner ganzen Länge gebogen sein. Diese Längsbiegung ist immer mit der Stellung verbunden. Sie verläuft vom Genick bis zum Schweifansatz. Je besser ein Pferd gymnastiziert ist, umso leichter lässt es sich um den inneren Schenkel biegen. Bei Seitengängen ist die Biegung erschwert, da sich das Pferd auf zwei Hufschlägen vorwärts/seitwärts bewegen muss.
Biegung wird durch gmnastizierende Übungen entwickelt und wirkt beim fortgeschrittenen Pferd selbst gymnastizierend. Die Rechtsbiegung ist häufig schwerer zu erreichen als die Biegung nach links.


C

Cavaletti:
Ein Cavaletto ist in der italienischen Sprache ein kleines Pferd, mehrere heißen Cavaletti.
Im Deutschen jedoch meint man keine kleinen Pferde, sondern Bodenricks. Sie bestehen aus zwei bis drei Meter langen Stangen, die an den Enden auf einem Ständerkreuz aufliegen. Je nachdem, wie die Kreuze gedreht werden, berühren die Stangen den Boden oder liegen 30-40 cm bzw. 50-60 cm über der Erde.

Cavaletti-Arbeit:
Fördert beim jungen Pferd Schwung, Takt und Trittsicherheit und besonders auch die Entwicklung seiner Muskulatur. Regelmäßige Cavaletti-Arbeit sollte deshalb bei der Graundausbildung des Reitpferdes eine Selbstverständlichkeit sein, als Teil seiner Gymnastizierung. Für ältere Pferde empfiehlt sie sich, um Steifheiten in den Gelenken und im Rücken zu verhindern oder zu lösen. Zur Cavaletti-Arbeit werden jeweils bis zu vier Cavalettis hintereinander auf gerader oder gebogener Linie aufgestellt. Die Abstände bemisst man so, dass das Pferd in der verlangte Gangart ohne Zwischentritte über die Stangen gehen kann. Die ersten Gehversuche erfolgen immer im Schritt. Man kann das junge Pferd dabei an der Hand oder an der Longe führen. Später wird die Cavaletti-Arbeit im Trab und unter dem Sattel durchgeführt.

Changieren:
Heißt wechseln. Im Dressursport wird der fliegende Galoppwechsel gelegentlich als Changement bezeichnet.


D

Dressur:
Beim Reit- und Fahrpferd soll die dressurmäßige Ausbildung ebenso den gehorsam fördern als auch die Gymnastizierung. Nur durch diese systematisch aufbauende Dressur kann das Pferd zuverlässig mit dem Menschen arbeiten und wird selbst gesund erhalten. Ziele der dressurmäßigen Ausbildung sind das Geraderichten, die Losgelassenheit, der Takt und Schwunggewinn sowie die Empfangsbereitschaft für die Hilfen.
Reiten und Fahren ohne Dressurbildung ist weder dem Pferd noch dem Menschen bekömmlich. Keine Disziplin des Pferdesports kann deshalb auf die Dressur verzichten.
Im Dressursport hat sie sich allerdings verselbständigt und zu einer eigenen Sparte herausgebildet.

Dressurprüfungen:
Dressurprüfungen gibt es nicht nur im klassischen Dressursport, sondern auch beim Fahren, beim Westernreiten, bei Prüfungen für Leistungsabzeichen der FN und als Teil der Vielseitigkeit. Im Fahrsport werden die Dressuraufgaben üblicherweise auswendig gefahren, beim Reiten bekommt man sie meistens angesagt. Ausnahmen sind hier Prüfungen nach den Regeln der FEI und das Reiten einer Kür. Die Lektionen werden nach einem Notensystem bewertet. Notenabzüge bekommt, wer sich z. B. (bis zu dreimal) verreitet oder verfährt, eine Lektion nicht zustande bringt oder einen Sturz erleidet. Neben allgemeinen Verstößen, die in allen Turniersparten zum Ausschluß führen (z.B. unreiterliches Verhalten, auch auf dem Abreiteplatz), werden auch grobe Ungeschicklichkeiten damit geahndet: Verlassendes Vierecks mit allen vier Beinen des Pferdes oder des ganzen Gespannes, viertes Verreiten oder Verfahren.
Dem unbefangenen Zuschauer fällt bei reiterlichen Dressurprüfungen viel weniger auf, was bei Spring- und Geländeprüfungen offenbar wird: die Anstrengung, der Pferde und Reiter unterliegen. Vor allem die schwierigen Übungen fordern nicht nur Können, sondern auch ein erhebliches Maß an Körperkraft, Nervenstärke und Ausdauer.

Dressurviereck:
Der Reitplatz, auf dem Dressurprüfungen geritten werden. Laut LPO sind verschiedene Größen vorgeschrieben – je nach Art des Wettbewerbs.
20 x 40 m für die meisten Prüfungen, 20 x 60 m für die höheren Klassen M und S, sowie für alle internationalen Ausscheidungen.

Durchlässigkeit:
Je durchlässiger ein Pferd ist, desto geschmeidiger reagiert es auf die Hilfen des Reiters, vor allem auf die Paraden, mit dem ganzen Körper. Es lässt die Einwirkung des Reiters von vorn nach hinten durchkommen wie einen Strom. Bei völliger Durchlässigkeit nimmt ein Pferd feinste Hilfen an, alle Bewegungen wirken harmonisch. Vorraussetzung dafür ist die Losgelassenheit. Ein nicht durchlässiges Pferd geht eckig.

Deutsche Reiterliche Vereinigung: siehe FN

Durchparieren:
Pariert ein Reiter durch, so veranlasst er sein Pferd zum Halten, zu einer niedrigeren Gangart oder zu einem langsameren Tempo. Zu diesem Herunterschalten bedarf es jeweils einer Pararde.


E

Einwirkung:
Das Zusammenspiel der reiterlichen Hilfen. Je besser Reiter und Pferd ausgebildet sind, umso feiner wird die Einwirkung möglich sein.


F

Falscher Knick:
Ein unsachgemäß gerittenes Pferd, das ständig mit zu starker Anlehnung geht oder nicht genügend Anlehnung findet, „hält sich im Genick fest“. Es gerät dadurch immer wieder mit der Stirnlinie hinter die Senkrechte, „verkriecht sich“, wie es salopp heißt, hinter dem Zügel.
Das Genick ist nicht, wie es sein soll, der höchste Punkt. Von Losgelassenheit und Durchlässigkeit kann keine Rede sein. Ein falscher Knick ist deshalb ein erheblicher Mangel, nicht nur bei Dressurprüfungen, sondern bei jeder Art des Reitens. Er lässt sich überdies nur mit viel Aufwand beseitigen; die Korrektur ist oft so schwierig, dass sie einem Neubeginn der Ausbildung gleichkommt.

FEI:
Ist die Abkürzung für Federation Equestre International und heißt zu deutsch Internationale Reiterliche Vereinigung. In der FEI sind die nationalen Pferdesportverbände wie die FN zusammengeschlossen.

FN:
Ist die Abkürzung für Federation National. Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V., Hauptverband für Zucht und Prüfung deutscher Pferde, ist die volle Bezeichnung für die Spitzenorganisation des bundesdeutschen Pferdesports und der Pferdezucht. Ihr Sitz ist in Warendorf/ Westfalen. Die FN ist keine Behörde, sondern ein als gemeinnützig anerkannter Verein und besteht in ihrer jetzigen Form seit 1968. Sie verfasst unter anderem die LPO und verleiht Leistungs- und Ehrenabzeichen und nimmt insgesamt erheblichen Einfluss auf die Entwicklung in den meisten Bereichen des Pferdeleistungssports und der Zucht. Zu den Mitgliedern der FN gehören sowohl Verbände wie auch zahlreiche Einzelpersonen.


G

Galopp:
Galopp ist die kraftvollste und schnellste Grundgangart. Es ist eine Bewegung im Dreitakt mit der Fußfolge: Ein Hinterbein – ein Hinter- und ein Vorderbein – ein Vorderbein. Dieses greift am weitesten vor. Danach folgt eine Schwebephase. Eine volle Fußfolge wird auch Sprung genannt, das Angaloppieren auch Anspringen. In der Reitbahn und im Dressurviereck springt das Pferd beim Handgalopp mit dem äußeren Hinterbein an, beim Außengalopp mit dem inneren.

Galoppwechsel:
Im Gegensatz zum Schritt und Trab ändert sich beim Handwechsel auf dem galoppierenden Pferd auch die Fußfolge des Galopps. Aus dem Galopp auf der rechten Hand (Rechtsgalopp) muss das Pferd in den Galopp auf der linken Hand (Linksgalopp) wechseln und umgekehrt.
Im Reitunterricht wird normalerweise erst einmal nur der einfache Galoppwechsel verlangt: Der Reiter pariert am Wechselpunkt sein Pferd in den Schritt durch und galoppiert nach etwa einer Pferdelänge erneut an – jetzt natürlich auf der anderen Hand.
Der fliegende Galoppwechsel fordert von Reiter und Pferd ein erhebliches Können. Er gehört deshalb erst zu den Dressurprüfungen ab der Klasse M. Das Pferd muss von einem Galoppsprung zum nächsten auf die andere Hand umgestellt werden. Die Umstellung kann nur in der Schwebephase, also gleichsam im Flug, vor sich gehen.
Eine Steigerung dieser Schwierigkeit sind die fliegenden Galoppwechsel in tempi.
Dabei springt das Pferd mehrmals nach einer vorgeschriebenen Anzahl von Galoppsprüngen um, z.B. in tempi 4 nach jeweils vier Sprüngen. Der schwierigste Wechsel ist tempi 1 oder auch a tempi, unter Pferdeleuten auch kurz Einerwechsel genannt.
Das Pferd muss nach jedem Galoppsprung auf die jeweils andere Hand wechseln.

Geraderichten:
Die natürliche Schiefe würde verhindern, dass ein Pferd auf reiterliche Hilfen richtig reagiert. Es könnte nicht im Gleichgewicht gehen und würde einseitig belastet. Deshalb wird die Schiefe bei der Ausbildung korrigiert. Beim geradegerichteten Pferd treten die Hinterbeine auf gebogenen und geraden Linien exakt in die Spur der Vorderbeine, wenn es in Biegung und Stellung gebracht wurde. Auch beim Reiten auf zwei Hufschlägen (Seitengänge) bleibt das durchgebildete Pferd in sich gerade.

Gymnastizierung:
Von natur aus ist ein Pferd nicht dazu geschaffen, Lasten zu tragen. Durch regelmäßige, sinnvoll aufgebaute Übungen wird jedoch seine Muskulatur gekräftigt, Gelenke, Sehnen und innere Organe werden belastbarer. Erst diese Gymnastizierung macht das Pferd geschmeidig und elastisch genug zum Reiten, ohne dass es vorzeitig verbraucht wird.


H

Halten:
Ein Pferd aus der Bewegung anhalten. Der Reiter gibt dazu eine Ganze Parade; das Pferd soll gleichmäßig auf allen vier Beinen stehen. Es darf auch im Halten die Anlehnung nicht aufgeben. Der Übergang zum Halten sowie zum Anreiten aus dem Halten soll nicht abgehackt wirken, sondern flüssig und geschmeidig.

Handwechsel:
Beim Wechsel von einer Hand auf die andere wird die bisherige innere Hand nun äußere und umgekehrt. Handwechsel werden durch Hufschlagfiguren eingeleitet und vorgenommen: Bahnwechsel, Zirkelwechsel, Wendungen auf der Stelle, in der hohen Dressur auch durch halbe Pirouetten im Schritt oder Galopp. Handwechsel in der Bewegung beginnen und enden in Höhe der Wechselpunkte.

Hilfen:
Signale vom Reiter ans Pferd. Er übermittelt damit seinen Willen, das Pferd möge sich in einer bestimmten Weise bewegen, in Gang setzen oder anhalten. Wer keine Hilfen geben kann, dem fehlt jegliche vernünftige Einwirkung auf sein Pferd. Er reitet nicht, sondern sitzt halt auf dem Pferd und lässt sich herumtragen. Ausgebildete Reiter und Pferde müssen allerdings dieselbe Sprache sprechen. Die Hilfen, die z.B. in der Westernreitweise angewandt werden, kann ein europäisch geschultes Pferd im Wesentlichen nicht verstehen.
Unterschieden wird nach dem signalisierenden Ausgangspunkt in Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen; das Anspannen des Kreuzes (Kreuzhilfe) als Verstärkung der Gewichtshilfen ist typisch für die bei uns gebräuchliche Reitweise. Nach der Wirkung teilt man in treibende und verwahrende (zurückhaltende) Hilfen. Außerdem können Hilfen einseitig und beidseitig gegeben werden. Zu diesen natürlichen Hilfen kommen künstliche, wie die Stimme des Reiters, Longenführers usw., Sporen, Gerte oder Peitsche als Unterstützung.
Treibend wirken Schenkel und Gewicht; die Zügel werden nur zum Verwahren eingesetzt, Schenkel können ebenfalls verwahren, einzeln oder zusammen.
Treibende und verwahrende Hilfen werden nicht nacheinander sondern miteinander eingesetzt. Wer nur treibt ohne zu verhalten, dem läuft das Pferd davon. Wer nur mit den Zügeln arbeitet, droht dem droht das Auseinanderfallen des Pferdes. Hilfen sollen sparsam eingesetzt werden: So viel wie nötig, so sanft und so wenig wie möglich. Unentwegte, übertriebene Drückerei ist besonders in der europäischen Reitweise ein schon fast alltägliches Übel, das offenbar die fehlende Gymnastizierung eines Pferdes ersetzen soll und ein Pferd mehr oder weniger schnell abstumpfen lässt. Besonders häufig ist es bei zu wenig oder zu viel gerittenen Pferden. DAS Zeichen für echte Reitkunst ist jedoch die Durchlässigkeit des Pferdes und die feine Hilfengebung!

Hinterhand- und Kurzkehrtwendung:
Die Wendung auf der Hinterhand wird ebenfalls aus dem Halten ausgeführt. Das Pferd ist in Bewegungsrichtung gestellt und tritt mit sich überkreuzenden Vorderbeinen um die auf der Stelle tretenden Hinterbeine herum. Wird diese Übung aus dem Schritt oder Trab ausgeführt, bezeichnet man sie als Kurzkehrtwendung.


Hohe Schule:
Dressurreiten in höchster Vollendung, oft als klassische Reitkunst bezeichnet. Ein Pferd, das die hohe Schule beherrscht, ist in bester Weise gymnastiziert und erreicht einen überdurchschnittlich hohen Grad der Versammlung. Unterteilt wird sie in die „Schulen auf der Erde“ – vor allem mit Passage, Piaffe und fliegenden Galoppwechseln – und in die „Schulen über der Erde“. Diese beinhalten die Schulsprünge Courbette, Capriole sowie deren Vor- bzw. Unterformen, z.B. Pesade, Croupade und Ballotade.
Hohe Schule auf der Erde wird in den Dressurprüfungen der Klasse S verlangt.

Hufschlag:
Der Weg in der Reitbahn, der parallel zur Bande oder einer anderen Begrenzung verläuft. Vorwiegend wird auf dem äußeren oder ersten Hufschlag geritten. Bei Seitengängen bewegen sich die Pferde stets auf zwei Hufschlägen.

Hufschlagfiguren:
Niemand sieht sie, aber dennoch sind sie vorhanden. Es handelt sich um festgelegte gerade und gebogene Linien, die in der Reitbahn geritten werden. Sie sind wichtig für die Gymnastizierung und den gehorsam des Pferdes.


K

Kandare:
Eine Zäumung mit Gebiss. Das Pferd trägt dabei jedoch zwei Gebisse im Maul, das Stangengebiss der Kandare und eine Unterlegtrense, am Kopf das Kopfstück der Kandare und dazu meist das englische Reithalfter. Der Reiter hält also vier Zügel in der Hand, je ein paar Trensen- und Kandarenzügel. Das Mundstück des Kandarengebisses ist starr, also ungebrochen, ist S-förmig gebogen oder gerade. Sie heißen auch Bäume, Aufzüge, Anzüge, Hebel. Durch die Vertiefung hinter der der Unterlippe des Pferdes (Kinnkettengrube) läuft eine Kinnkette, die in den oberen Teil der Stangen (Oberbäume) eingehakt wird. Sie darf in sich nicht verdreht sein, damit sie an den Auflagestellen nicht reibt. Ihre Länge beeinflusst wesentlich die Wirkung des Kandarengebisses: Wenn die Zügel vom Reiter angenommen werden, bewegen sich die Stangen, bis sie von der Kinnkette gebremst werden. Diese drückt gegen das Nervensystem des Kinns, von oben wirkt das Gebiss. Der Druck setzt sich im Genick des Pferdes fort. Stoppt die Kinnkette die Hebel zu früh, weil sie zu kurz ist, dann setzt der Druck ruckartig ein und damit sehr scharf, die Kandare strotzt. Eine zu lange Kinnkette lässt die Kandare durchfallen, sie wirkt zu schwach. Der Reiter wird dazu verführt, über Gebühr an den Kandarenzügeln zu ziehen. Aus der Wirkungsweise der Kinnkette erklärt sich auch, dass diese beim Führen des Pferdes ausgehakt werden muss, um das Pferdemaul nicht unnötig zu belästigen. Allgemein heißt es, dass die Unterbäume, also der Teil der Stangen, an denen die Zügel eingeschnallt sind, mit der Maulspalte einen Winkel von 45 Grad bilden sollen. Sind die Unterbäume ziemlich lang, dann wird diese Winkelung erst erreicht, wenn bereits ein übermäßiger Druck auf Kinn und Laden erfolgt! Die Unterlegtrense soll die scharfe Wirkung des Stangengebisses abschwächen. Die zum Unterlegen verwendete Wassertrense ist aber dünner als die bei der Trensenzäumung üblichen Mundstücke. Sie liegt im Pferdemaul hinter dem Kandarenmundstück. Beim Reiten soll die Einwirkung in erster Linie durch die Trensenzügel erfolgen; die Kandarenzügel dürfen nur fein anstehen. Kandarenzäumung erfordert und ermöglicht eine absolut feinfühlige Zügelführung. Sie ist für den Reitanfänger ebenso wenig geeignet wie für die Ausbildung des jungen Pferdes. Verlangt wird sie der Prüfung zum silbernen Reitabzeichen und bei allen Dressurprüfungen in den Klassen M und S, teilweise auch in L. Im Springsport ist sie nicht vorgeschrieben, aber zugelassen.


L

Leichttraben:
Im Gegensatz zum Aussitzen bleibt der Reiter während des Trabs nicht ständig im Sattel. Er sitzt nur jeweils eine halbe Fußfolge aus. Bei jedem zweiten Takt hebt er sich leicht nach vorn aus dem Sattel. Knie und Bügel stützen sein Gewicht ab. Beim Auffußen sitzt er wieder weich in den Sattel ein.
Beim Handwechsel wird auch der Fuß gewechselt; dazu muss der Reiter umsitzen.

Lösen:
Reitpferde werden zu Beginn der Arbeit durch Longieren oder Abreiten gelöst. Das heißt, sie werden gelockert und entspannt und damit gleichzeitig auf die bevorstehende weitere Arbeit vorbreitet. Nur ein gelöstes Pferd darf stärker beansprucht werden.

Losgelassenheit:
Entspannt sein und Geschmeidigkeit bei Reiter und Pferd. Losgelassenheit ist beim Reiter die wichtigste Voraussetzung für einen unabhängigen Sitz, beim Pferd für schwungvolle Bewegungen und Durchlässigkeit.

LPO:
Die LeistungsPrüfungsOrdnung wird von der FN herausgegeben. Sie dient, so heißt es in Paragraph 1, Absatz 1, der „Durchführung von Leistungswettbewerben (WB) und Leistungsprüfungen (LP) zur Förderung des Reit- und Fahrsports, der deutschen Pferdezucht und der Pferdehaltung.“


M

Materialprüfung:
Drei- und Vierjährige Pferde im Typ Deutsches Reitpferd können nach der LPO in Materialprüfungen vorgestellt werden. Bewertet wird hier nicht der Ausbildungsstand von Reitern oder/ und Pferden, sondern die natürlichen Bewegungen in den drei Grundgangarten eines Pferdes, sein Gebäude und sein Gesamteindruck als Reitpferd. Die Prüflinge werden unter dem Reiter und an der Hand vorgeführt, meist in kleineren Gruppen, und es kann eine Mindestleistung verlangt werden. Die Steigerung von Materialprüfungen sind Eignungsprüfungen und spezielle Championate, bei denen dann Rittigkeit und Springvermögen besonders gewertet werden.


N

Nachgeben:
Nach jedem Annehmen der Zügel muss durch Geradestellen der Handgelenke wieder nachgegeben werden, damit der Druck auf die Laden oder den Nasenrücken des Pferdes vermindert wir. Ein Reiter, der zuwenig nachgibt, reitet mit harter Hand.


P

Passage:
Ein Trab mit betonter Schwebephase. Das Pferd federt mit dem diagonalen Beinpaar deutlich vom Boden ab und hält es für einen Moment in der Schwebephase. Die Passage gehört zu den schwierigsten Lektionen der Hohen Schule. Sie geklingt nur bei höchster Versammlung.
Bei der Passage zeigt das Pferd piaffeartige Tritte mit einem geringen Raumgewinn.

Piaffe:
Sehr deutliche, akzentuierte trabartige Bewegung auf der Stelle.
Das Pferd tritt in erhabenen Tritten mit aktiver Hinterhand, der Schwung richtet sich hierbei nach oben statt nach vorn. Eine Vorwärtsbewegung muss dennoch zu erkennen sein.

Pirouette:
Pirouetten sind Wendungen aus der Hinterhand, die im versammelten Galopp ausgeführt werden. Die Bewegungsrichtung des Pferdes ist die Selbe wie bei der Hinterhandwendung. Das Pferd beugt sich tief in den Hanken und wendet sich mit 5-6 gleichmäßigen Galoppsprüngen einmal um sich selbst (ganze Pirouette). Wird eine halbe Pirouette verlangt, dann beschreibt es einen Halbkreis; ideal sind dazu drei Galoppsprünge.
Diese Übung kann auch als Schrittpirouette ausgeführt werden, unterscheidet sich dann von der Hinterhandwenudung durch die deutlich höhere Versammlung des Pferdes.


R

Raumgriff(Bodengewinn):
Die Trittlänge in den verschiedenen Gangarten. Er hängt von der Größe und vom Körperbau eines Pferdes ab.

Renvers:
Das Pferd ist in Bewegungsrichtung gebogen. Die Vorderhand tritt dabei mindestens einen halben Schritt ins innere der Bahn. Der von vorne oder hinten schauende Betrachter sieht drei Beine des Pferdes. Renvers ist eine gute Übung, um die Biegung des Pferdes zu kontrollieren.
Renvers kann in allen drei Gangarten ausgeführt werden. Wichtig ist hier, wie bei allen Seitengängen, dass eine deutliche und taktmäßige Vorwärtsbewegung erhalten bleibt.

Rittigkeit:
Ein rittiges Pferd geht unter dem Reiter willig und gehorsam, es begreift die Hilfen und lässt den Reiter von seinem Exterieur her gut sitzen.

Rückwärtsrichten:
Empfindet ein Pferd meist als ungenehm. Diese Übung fördert und beweist deshalb seinen Gehorsam und trägt gleichzeitig zur Durchlässigkeit bei. Rückwärtsrichten ist eine Schrittübung, zumindest dem Tempo nach. Das Pferd tritt dabei aber wie beim Trab jeweils mit einem diagonalen Beinpaar nach hinten. Es soll dabei in sich gerade und auf gerader Linie bleiben. Der Reiter nimmt die Zügel an, entlastet den Pferderücken durch leichtes Anheben der Gesäßknochen und legt die Schenkel verwahrend hinter den Gurt. So wird das Pferd vorn und seitlich eingerahmt und weicht bei freiem Rücken zur offenen Seite aus, also nach rückwärts. Werden die Zügel zu stark angenommen, dann widersetzt sich das Pferd dem Druck, indem es den Kopf zur Seite oder nach oben zieht. Es verkriecht sich hinter dem Zügel, wenn das Reitergewicht nicht aus dem Sattel kommt. Nicht genügend verwahrende Schenkel haben zur Folge, dass es mit der Hinterhand ausbricht. Rückwärtsrichten ist ebenfalls ein Maßstab, ob der Reiter etwas kann! Als Lektion werden üblicherweise drei bis sechs gleichmäßige Tritte verlangt.


S

Schenkelweichen:
Wird im Schritt oder im abgekürzten Trab geritten. Dient vor allen Dingen der Überprüfung des Schenkelgehorsames.
Das Pferd ist entgegen der Bewegungsrichtung gestellt (Biegung im Genick) und geht mit einer Abstellung von 30° (maximal 40°) vorwärts-seitwärts entlang der Hufschlaglinie der ganzen Bahn. Schenkelweichen kann mit dem Kopf zur Bande hin oder von der Bande weg geritten werden.
Das Pferd wird beim Schenkelweichen von der Bande einige Meter zum inneren der Bande hin vorwärts-seitwärts geritten. Danach einige Meter gerade aus und wieder zurück auf den Hufschlag der ganzen Bahn. Diese Lektion wird in Dressurprüfungen der Klasse A verlangt. Wichtig ist, dass das Pferd deutlich vorwärts geht. Der Schwung darf, wie bei allen Seitengängen nicht verloren gehen.

Schritt:
Die langsamste Gangart, aber keineswegs die einfachste. Fleißigen Schritt zu reiten, strengt an. Schritt ist ein Viertakt, das Pferd fußt mit jedem Bein einzeln auf.

Schulterherein:
Das Pferd ist in seiner Längsachse entgegen der Bewegungsrichtung gebogen. Es geht entlang der langen Seite der Bande. Im fortgeschrittenen Stadium wird diese Lektion auch ohne Anlehnung an die Bande oder auf gebogenen Linien ausgeführt. Geritten wird in allen drei Gangarten. Wichtig ist die korrekte, gleichmäßige Biegung des Pferdes, die mit treibendem innerem Schenkel erreicht wird. Äußerer Schenkel und Zügel wirken verwahrend.

Seitengänge:
Lektionen der höheren Dressur. Sie unterscheiden sich vom einfachen Schenkelweichen durch die hohe Versammlung, die deutliche Stellung und die Biegung des Pferdes.
Die erste Stufe ist das Schulterherein, bei dem das Pferd um den treibenden Schenkel gebogen ist. Noch schwieriger sind Travers (Kopf zur Wand) und Renvers (Kruppe zur Wand). Als erweiterte Seitengänge kann man die Traversalen (Schrägverschiebungen) bezeichnen. Dabei wird das Pferd von der Bande vorwärts-seitwärts in der Haltung des Travers weggeritten (außer im versammelten Trab auch im versammelten Galopp). Traversalen beginnen und enden an den Wechselpunkten der langen Seiten, exakt im Mittelpunkt der Reitbahn oder auch an einer beliebigen anderen Stelle, z. B. bei Dressurprüfungen.

Selbsthaltung:
Ein Pferd zeigt sich in Selbsthaltung, es trägt sich scheinbar selbst, wenn es in guter Anlehung geht und die Schubkraft für die Vorwärtsbewegung aus der Hinterhand kommt. Es hat Aufrichtung, so dass der Reiter das Pferd „vor sich“ hat.


T

Temperament:
Die angeborene Gemütsveranlagung. Mit ihr hängt auch der natürliche Bewegungsdrang eines Pferdes zusammen. Temperamentvolle Pferde wollen viel und schnell laufen und haben wache Instinkte, d.h., sie nehmen äußere Eindrücke sehr rasch auf und reagieren schnell. Sie sind lebhaft, müssen deshalb aber keineswegs nervös sein. Pferde mit weniger Temperament haben es nicht so eilig und kümmern sich nicht so sehr um das, was um sie herum vorgeht. Reiter und Pferd sollten sich im Temperament in etwa entsprechen. Mit einem feurigen, heißblütigen Pferd wird ein phlegmatischer Reiter nicht unbedingt glücklich, einem ruhigen, gelassenen Pferd widerstrebt ein allzu forscher Reiter, dem es nicht schnell genug gehen kann. Sind die Temperamente nicht so extrem unterschiedlich, können sich beide besser verständigen und einander angleichen. Unruhe, Nervosität, Abgestumpftheit, Widerspenstigkeit usw. bei einem Pferd hängen nicht oder zumindest nicht unmittelbar mit seinem Temperament zusammen, sondern mit seinen Lebenserfahrungen.

Trab:
Grundgangart im Zweitakt. Es fußen immer die diagonalen Beinpaare gleichzeitig ab. Ein Takt wird auch Tritt genannt. Bei gleichmäßigem, flottem Traben legt ein Pferd etwa 10 bis 15 km pro Stunde zurück. Im Freileben wird diese Gangart in erster Linie zum Imponieren benutzt, weniger um größere Strecken zurückzulegen.

Travers:
Beim Travers ist das Pferd on Bewegungsrichtung gebogen und läuft vorwärts-seitwärts entlang des Hufschlags. Im Gegensatz zum Renvers wird hier die Hinterhand durch den seitwärts treibenden Schenkel ins innere der Bahn geführt, um dort verwahrend in Kombination mit dem treibenden inneren Schenkel und äußeren Zügel die Biegung zu erhalten. Takt und Schwung sollen erhalten bleiben.
In allen drei Gangarten möglich. Dient der Vorbereitung der Traversalen.


Traversalen:
Traversalen sind Vorwärts-Seitwärtsbewegungen des Pferdes vom Hufschlag ins innere der Reitbahn und zurück, oder von der Mittellinie ausgehend nach und zu ihr zurück ( Zickzack-Traversalen). Hierbei soll das Pferd stets parallel zur Bande bleiben. Traversalen werden im versammelten Trab oder Galopp geritten, aber auch Schritt ist während der Ausbildung möglich.
Die Biegung des Pferdes ist dabei wie im Travers, jedoch wird die Vorderhand etwas stärker in die Bewegungsrichtung mitgenommen.


U

Übergänge:
Alle Wechsel von einer Gangart in eine andere, von einem Tempo zu einem anderen und aus der Bewegung zum Halten. Jeder Übergang wird durch eine halbe Parade eingeleitet. Er soll fließend, d.h. weich und geschmeidig ablaufen, bei Dressurpferden schwungvoll, aber deutlich abgesetzt. Anfänger, die gerade mit viel Mühe einen halbwegs korrekten Sitz erlangt haben, geraten bei Übergängen häufig noch aus dem Gleichgewicht. Die Folge ist, dass das Pferd seinen Schwung verliert, ins Stocken und manchmal auch ins Stolpern kommt. Ein verpatzter Übergang ist ein Hinweis darauf, dass es mit den Hilfen gehapert hat oder/ und das Pferd noch zu wenig durchlässig ist.


V

Versammlung:
Ein versammeltes Pferd entlastet die Vorderhand, indem es mit der Hinterhand mehr Gewicht aufnimmt. Es beugt und senkt sich in den Hanken und tritt mit den Hinterbeinen gut unter. Draus entsteht auch wieder mehr Aufrichtung und feinste Anlehnung. Das Pferd schwingt im Rücken, die Tritte werden erhabener, der Raumgriff wird kürzer. Ein Pferd in höchster Versammlung kann auf einem Handteller galoppieren, wie Fachleute sagen. Damit meint man Galoppieren auf kleinstem Raum und fast auf der Stelle (Pirouette). Versammlung lässt sich nicht erzwingen, sie ist beim jungen Pferd noch kaum möglich und auch bei älteren Pferden nicht in gleichem Maße erreichbar.

Verstärken:
Erhöhen des Tempos innerhalb einer Gangart; dabei erweitert sich der Rahmen des Pferdes.

Viereck verkleinern und vergrößern:
Steht dem Schenkelweichen nahe. Das Pferd bleibt dabei jedoch in seiner Längsrichtung parallel zur Bande. Es tritt vorwärts-seitwärts vom ersten Hufschlag schräg zum Bahninneren hin. Von dort wird es nach einer halben Bahnlänge drei Schritte bzw. eine Pferdelänge geradeaus geritten, dann zur anderen Seite gestellt und weicht nun spiegelbildlich zum ersten Abschnitt dem anderen Schenkel. Am Ende der langen Seite erreicht es wieder den ersten Hufschlag. Die Übung wird zum Trainieren der Versammlung des Pferdes ausgeführt.

Volte:
Kreisförmige Hufschlagfigur von sechs Metern Durchmesser, das entspricht sechs bis acht Schritt. Sie fördert die Geschmeidigkeit des Pferdes sehr gut, weil sie die stärkste Biegung verlangt. Auf noch engerem Kreis könnte man ein Pferd jedoch nicht mehr richtig vorwärts reiten. Volten werden je nach Ausbildungsstand im Schritt, im ausgesessenen Trab oder im Galopp geritten und stets im verkürzten Tempo. Eine Volte soll genau an dem Punkt des Hufschlags beendet werden, wo sie angefangen hat.
Eine Kehrtvolte oder Kurzkehrt werden zum Handwechsel benutzt.


Vorhandwendung:
Die Vorderhandwendung wird aus dem Halten heraus ausgeführt. Das Pferd ist dabei entgegen der Bewegungsrichtung gestellt. Bei der Vorderhandwendung tritt das Pferd mit der Hinterhand um die Vorderhand herum. Die Vorderhand tritt dabei taktmäßig mit, die Hinterbeine überkreuzen sich. Die Wendung kann als halbe oder ganze Wendung (180°) ausgeführt werden. Bei der Wendung nach rechts bewegt sich die Hinterhand des Pferdes nach Links und umgekehrt. Ausschlaggebend für die Bezeichnung ist nicht die Bewegungsrichtung des Pferdes, sondern die Möglichkeit nach einer 90°-Wendung nach rechts oder links weiter reiten zu können.


W

Wechselpunkte:
Acht Stellen an der Bande der Reitbahn, die als Anfangs- oder Endpunkt für Hufschlagfiguren oder Handwechsel dienen. Die Punkte A und C markieren die Mitte der kurzen Seite, E und B die der langen Seiten.
Bei K und H bzw. F und M hört eine lange Seite reiterlich gesehen auf. Wechselpunkte sind erreicht, wenn der Oberkörper des Reiters auf gleicher Höhe mit Ihnen ist.

Wendungen:
1.In der Bewegung wird nach dem Anreiten bzw. Abbrechen auf den ersten Hufschlag abgewendet. Von dort wendet der Reiter wieder ab, um Hufschlagfiguren wie Schlangenlinien, Volten und Zirkel zu reiten; dabei bleibt er auf der gleichen Hand. Beim Handwechsel wird durch das zweite Abwenden die entgegengesetzte Richtung wie bisher eingeschlagen. Jede solche Wendung wird durch halbe Paraden eingeleitet.

2.Auf der Stelle wird um die oder auf der Vorderhand bzw. Hinterhand gewendet. Bei der Vorhandwendung beschreibt das Pferd in gleichmäßigen Tritten mit der Hinterhand einen Halbkreis, die Vorderbeine treten auf der Stelle mit. Leichtes Zurücktreten ist kein Fehler, aber nach vorn darf das Pferd nicht weglaufen. Die Vorhandwendung ist wie das Schenkelweichen eine Übung für die einseitige Hilfengebung und zum Lösen. Nach dem Halten wird sie meist zur Ausgangsstellung hin wiederholt. Eine Hinterhandwendung eignet sich als Lektion, um die Versammlung zu üben, also für fortgeschrittene Reiter. Während die Vorderbeine einen Halbbogen beschreiben, müssen die Hinterbeine ebenfalls auf der Stelle mittreten, das Pferd darf sie nicht nur mitdrehen. Weitere Mängel sind Rückwärtstreten und ungleicher Takt. Die anspruchsvollste Hinterhandwendung ist die Pirouette.


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Xenophon:
Ein griechischer Kriegsmann, Pferdezüchter und Geschichtsschreiber. Er lebte von 430 bis 355 v. Chr. Sein bekanntestes Werk ist die „Anabasis“, außerdem hat Xenophon neben weiteren bedeutenden Schriften eine Reitlehre verfasst. Sie ist die älteste schriftlich erhaltene Anweisung zum Reiten überhaupt. Er beschribt, was der Reiter zu tun hat, „um sich und dem Pferd beim Reiten am angenehmsten zu sein“. Darüber hinaus gibt Xenophon auch Anregungen zum Pferdekauf, zur Pferdehaltung und zur Erziehung junger Pferde. Vieles von dem, was Xenophons Lehrbuch „Über die Reitkunst“ anführt, kann man ohne weiteres auch heute noch beherzigen.

Der griechische Reitexperte Xenophon (430 – 350 v. Chr.) gab bereits in der Antike folgende Hinweise:

„… Einen Sitz wie auf einem Sessel, also mit hochgezogenen Knien, kann ich durchaus nicht loben. Richtig sitzt der Reiter, wenn er mit beiden Schenkeln gespreizt aufrecht auf dem Pferde sitzt. Denn auf diese Art wird er mit beiden Oberschenkeln sich mehr am Pferd festhalten, er reitet mit festerem Schluss... Man muss das Pferd bei Wendungen versammeln, denn es ist für das Pferd weder leicht noch sicher, bei schnellem Lauf und kurzer Zeit sich schnell zu wenden… Wenn der Reiter das Pferd aber zusammennimmt, muss er ihm sowenig wie möglich mit den Zügeln eine schiefe Richtung geben und selbst auch sowenig wie möglich eine schiefe Richtung einnehmen. Beachtet er dies nicht, so ist eine geringe Ursache ausreichend, um Reiter und Pferd stürzen zu lassen… Hat man eine Übung lange genug gemacht, soll man das Pferd ausruhen lassen… , man sollte nicht außerhalb der Reitbahn absitzen, sondern dort, wo das Pferd sich anzustrengen gezwungen wird, soll es auch seine Ruhe erhalten.“

Über die Reitkunst:
Folgendes meint Xenophon in seinem Text „Über die Erziehung und Abrichtung der Jungpferde“ unter anderem:

„Wichtig ist, dass bei der Übergabe an den Bereiter diesem das Fohlen zahm, folgsam und zutraulich ausgehändigt wird. Diese Eigenschaften werden meist schon zu Hause von einem verständigen Reitknecht dem Fohlen beigebracht, indem er es einzurichten versteht, dass Alleinsein und Einsamkeit für das Fohlen gleichbedeutend mit Hunger, Durst und Gereizt werden wird, Fressen und Trinken sowie das Entfernen von allem, was ihm wehe tut, ihm aber vom Menschen zukommt.
Wenn man dies konsequent beachtet, ergibt sich notwendigerweise, dass das Fohlen nicht bloß Menschen liebt, sondern geradezu nach ihnen verlangt. Man soll auch diejenigen Teile des Körpers streicheln und berühren, deren Betastung dem Pferd am meisten wohl tut. Diese Körperstellen sind einmal die behaartesten, wie Mähne und Stirnlocke, und dann die Stellen, an welchen das Pferd, wenn ihm dort etwas wehe tut, sich selbst schlecht helfen kann. Man muss dem Reitknecht auch auftragen, das Fohlen durch dichtes Volksgetümmel zu führen und es zu den unterschiedlichsten Gegenständen und lärmendem Getöse hinzubringen, damit es sich daran gewöhnt. Wenn sich das Fohlen davor fürchtet, dann darf man es nicht mit harte, sondern mit sanfter Behandlung belehren, dass es nicht zu fürchten braucht. Wichtiger erscheint mir für den Jüngling, auf eine gute Haltung seines Körpers bedacht zu sein und sich um die Erlernung der Reitkunst im eigentlichen Sinn zu bemühen, als den Bereiter und Abrichter ungerittener Jungpferde abzugeben…“


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Zirkel verkleinern/vergrößern:
Beim Zirkel verkleinern wird das Pferd spiralförmig vorwärts-seitwärts vom Zirkel bis zur Volte geführt. Das Zirkelvergrößern führt das Pferd umgekehrt von der Volte wieder auf den Hufschlag der ganzen Bahn zurück.
Diese Übung dient vor allen Dingen der Vorbereitung auf die Seitengänge, wobei die Vorderhand immer etwas mehr in den Zirkel gestellt ist. Sie kann in allen Gangarten im versammelten oder abgekürzten Tempi geritten werden.

Zügel:
Zügel sind ein Hauptteil der Zäumung. Mit ihnen bringt der Reiter das Gebiss oder den Nasenzaum erst zur Wirkung. Zügel bestehen meist aus Leder oder aus kräftigem Gurtstoff – zumindest der Teil, der mit dem Zaum verbunden ist. Sie sollten mit Lederstegen versehen sein, die verhindern, dass die Zügel nach vorn wegrutschen. Sie werden beidseitig in den Gebissringen bzw. in den Stangen befestigt und üblicherweise an ihren Enden miteinander verschnallt.
Die Zügelhände sollen zu Fäusten geschlossen sein und aufrecht stehen; die Unterarme gehen waagerecht etwas nach innen gerichtet vor, so dass die Zügelfäuste etwa zwei Handbreit auseinander und vor dem Reiter sind. Bei fehlerhafter Zügelhaltung können die Hände nicht annehmen und nachgeben; Arme und Hände ziehen dann an den Zügeln. Dadurch entsteht ein zu starker gewaltsamer Druck auf die Laden. Das Pferd wehrt sich entweder dagegen oder stumpft im Maul ab.
Der Reiter lässt sein Pferd z.B. beim Abreiten am langen Zügel gehen, danach werden die Zügel aufgenommen (durch Nachfassen verkürzt); beim Aufnehmen des Pferdes oder zum Halten werden sie gegengehalten, bei einer halben Parade auf einer Seite bleibt der andere Zügel stehen, er steht an, damit das Pferd in Stellung bleibt.
Damit das Pferd sich z.B. nach dem Reiten oder in Reitpausen strecken und entspannen kann, werden die Zügel hingegeben, sie hängen durch. Zum Führen des Pferdes nimmt man die Zügel vom Hals, damit man es jederzeit im Griff hat. Beim Reiten soll das Pferd allmählich an den Zügel kommen (Aufrichtung, Versammlung); es geht am Zügel, wenn seine Nase etwas vor den Senkrechten oder Geraden steht und das Genick der höchste Punkt ist. Dabei tritt es durchs Genick, d.h., es geht mit Schwung und unverspannt. Bei Sitzfehlern, Mangel an treibenden Hilfen oder harter Zügelhand wehrt es sich gegen die Beizäumung, indem es gegen oder über den Zügel geht: Es versteift sich im Genick, drückt den Unterhals heraus oder verwirft sich, indem es den Kopf schief hält. Aus ähnlichen Gründen kann ein Pferd sich auch einrollen, überrollen, hinter dem Zügel gehen, sich dahinter verkriechen: Es steckt dabie die Nase unter den Hals, es entsteht ein falscher Knick.



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